Agoraphobie / Platzangst
Die Agoraphobie, im ICD-10 mit F40.0 kodiert, ist eine spezielle Form der
Angststörung. Eine Nebenform ist die Agoraphobie mit Panik (F40.01). Betroffene der Agoraphobie leiden an einer übertriebenen, unrealistischen und unbegründeten Angst vor Situationen, in denen sie Menschenmengen oder großen Plätzen, auf denen Menschenmengen aufkommen könnten, ausgesetzt sind. Diese Angst ist nicht steuerbar oder erklärbar. Das heißt, dieser spezifischen Angststörung muss kein bestimmtes Erleben vorangegangen sein und die Patienten können ihre Angst nicht sinnvoll begründen.
Symptome der Agoraphobie
Ausgelöst werden kann jene Angst schon allein durch entsprechende Gedanken, sodass von einer Agoraphobie betroffene Patienten im Extremfall nicht mal mehr ihre eigene Wohnung verlassen. In weniger starken Fällen zeigt sich die Agoraphobie beispielsweise durch den Verzicht auf Reisen und auch alltägliche Wege, die nicht absolut notwendig sind, bleiben unerledigt. Im Verlauf setzt sich das Vermeidungsverhalten zunehmend durch. Es verstärkt sich, da es durch das zeitgleiche Vermeiden der Angst einer Bestärkung entspricht. Im Gegenzug gewinnen Betroffene das Gefühl von Kontrolle. Durch den Rückzug droht jedoch eine soziale Vereinsamung und auch wirtschaftliche Folgen sind möglich.
Diagnostik von Agoraphobie
Die Agoraphobie ist eine häufige Angststörung (ca. 20% der isolierten Angststörungen) und wird deshalb relativ stark erforscht. Nach heutigem Stand wird zu erst geklärt, ob dasVermeidungsverhalten isoliert oder in Begleitung weiter Symptome auftritt. Letzteres wäre ein Hinweis auf andere psychische oder organische Erkrankungen. Ist die Angst jedoch im Sinne einer Agoraphobie relativ konkret und hauptsächlich, wird seit 2006 zwischen Agoraphobie sowie Agoraphobie mit Panik differenziert. Da Agoraphobie zudem nicht mehr nur die Angst vor großen öffentlichen Plätzen beschreibt, gibt es mehr Kriterien, von denen mindestens zwei gegeben sein sollten, um die Diagnose zu stellen: Angst vor Menschenmengen, Angst vor öffentlichen Plätzen, Angst vor Reisen zu entfernten Zielen, Angst vor Reisen alleine.
Behandlung von Agoraphobie
Ist die Agoraphobie nicht Symptom einer umfassenderen Erkrankung, hat sich als Behandlungsoption die Expositionstherapie bewährt. Bei dieser Konfrontationstherapie werden Betroffene in Begleitung ihres Behandlers behutsam und im gegenseitigen Einverständnis an den jeweiligen Ort geführt, der Angst auslöst. Mit Hilfe der professionellen Anleitung des Therapeuten, Gedanken und Gefühle einzuordnen, wird die Angst als unbegründet entlarvt.
Ist die Behandlung freiwillig und der Behandler erfahren, sind die Erfolgschancen in der Therapie von Agoraphobie relativ hoch. Neben der Expositionstherapie lernen Betroffene zugleich, dass das Vermeidungsverhalten nur vorübergehend hilfreich ist, langfristig jedoch die Angst erhält. Ein dritter Baustein ist die medikamentöse Behandlung, wobei die üblichen Arzneimittel aber keine heilende Wirkung haben, sondern begleitend eingesetzt werden, um Symptome zu lindern und den Patienten für die Therapiestabil zu halten.