Autogenes Training vs. Progressive Muskelentspannung

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Vergleich Autogenes Training gegen Progressive Muskelrelaxation
Autogenes Training (AT) und Progressive Muskelentspannung (PMR) im Vergleich – was ist besser? Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Entspannungsmethoden haben wir hier für Sie aufbereitet, damit Sie eine bessere Auswahl treffen können. Mit welcher Methode kann man besser vom Stress entspannen? Eine offensichtliche Antwort gibt es leider nicht, die Unterschiede stecken im Detail. Widmen wir uns zunächst den Gemeinsamkeiten:
▶ Gemeinsamkeiten von AT und PMR
Tatsächlich gemeinsam haben beide Verfahren, dass sie primär zu dem Zweck entwickelt wurden, bewusst und kontrolliert eine Entspannungsreaktion im Körper hervorrufen zu können. Entspannen ist bei beiden Verfahren das erklärte Ziel. Das unterscheidet Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation übrigens von anderen Entspannungsmethoden wie Yoga oder Meditation und macht sie zu den klinisch bedeutsamsten Entspannungsmethoden.
Da beide Techniken schnell erlernbar und effektiv bzw. wenig aufwendig sind, sind sie zudem beide sehr beliebt und verbreitet. Man kann nicht sagen, dass eine der beiden Techniken mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die andere. Große Überschneidungen haben beide Techniken zudem in ihren Anwendungsgebieten zur Linderung bestimmter Beschwerden sowie bei den Kontraindikationen. Beide Techniken sind nicht bei schweren Erkrankungen geeignet, ebenso wie bei Ich-Störungen, Halluzinationen, Zwängen, Bewusstseinseintrübungen und Wahrnehmungsstörungen. Ein gewisser Einklang von Physis und Psyche ist Voraussetzung.
Zu den gemeinsamen Anwendungsgebieten wiederum zählen neben der Prävention von Stress konkrete Beschwerden wie Schlafstörungen, Nervosität, Verspannungen, Kopfschmerz, Furcht und Ängste, Konzentrationsmangel, Durchblutungs- oder auch Verdauungsprobleme. Die Liste ließe sich noch fortsetzen, doch interessanter ist der Blick auf die Unterschiede...
▶ Kostenloses Ruhebild zum Anhören
Dieses Hörbeispiel demonstriert nicht das Autogenes Training (AT), man könnte es aber als eine verspielte, sehr bildhafte Vorstufe davon ansehen. Wem die Betonung von Ruhe und Gelassenheit gut gefällt, dem wird vermutlich das Autogene Training eher liegen, als die Progressive Muskelrelaxation (PMR). Ausdrücklich nicht anwenden sollten Sie diese Ruheübung bei akuten Psychosen, schweren Depressionen, posttraumatischer Belastungsstörung und schmerzhaften, körperlichen Beschwerden.
▶ Unterschiede von AT und PMR
Die Progressive Muskelentspannung geht hingegen nicht primär vom Geist aus, um auf den Körper einzuwirken, sondern wirkt schematisch gesehen eher umgekehrt. Das analoge Beispiel wäre: Durch eine kauende Bewegung des Unterkiefers wird Speichelfluss angeregt, welcher dem Gehirn bzw. dem Bewusstsein den Verdacht nahelegt, es gäbe etwas zu essen.
Durch diesen Unterschied in der Wirkungsweise ergeben sich auch Unterschiede in der praktischen Anwendung: Während Autogenes Training Ruhe, Gelassenheit und Gleichgültigkeit im Denken anstrebt, ist bei Progressiver Muskelentspannung Bewegung und Anspannung der Muskulatur Voraussetzung, um in einen Entspannungszustand zu gelangen. Dennoch handelt es sich in beiden Fällen um aktive Entspannungsverfahren. Weder die eine, noch die andere Technik darf als passive Entspannung verstanden werden. Man verdient sich die Entspannung durch eine Leistung. Was bei PMR die motorische Aktivität ist, erfordert Autogenes Training nämlich in kognitiver Hinsicht.
Daraus lassen sich wiederum Unterschiede bezüglich der Eignung ableiten. In folgenden Fällen lässt sich ganz klar sagen, welche Technik die empfehlenswerte ist: Autogenes Training sollte beispielsweise nicht bei Manie, Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität, Epilepsie oder Tremor angewendet werden. Im Umkehrschluss eignet sich Progressive Muskelentspannung weniger bei motorischen Einschränkungen, etwa bei Schwangeren oder Personen mit chronischem Muskelrheuma, Hexenschuss, akuten Gelenkserkrankungen, Beschwerden mit der Bandscheibe, akuten Muskelentzündungen, Herzinsuffizienz, starken Kreislaufproblemen oder Zwangsstörungen.
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Fazit: AT und PMR im Vergleich
Gemeinsamkeiten AT & PMR | Besonderheiten AT | Besonderheiten PMR |
---|---|---|
✔ für fast jeden | ⬝ basiert auf Ruhe | ⬝ basiert auf Bewegung |
✔ hoch wirksam | ⬝ etwas vielseitiger | ⬝ etwas einfacher |
✔ effizient | ⬝ auch langfristig wirksam | ⬝ vor allem spontan wirksam |
✔ ungefährlich | ⬝ benötigt Imagination | ⬝ benötigt Sensomotorik |
✔ unauffällig | ⬝ für Schwangere geeignet | ⬝ für Schwangere ungeeignet |
✔ meist sofortiger Erfolg | ⬝ stärker individualisierbar | ⬝ stärker generalisierbar |
✔ kaum Voraussetzungen | ⬝ eher für "Denker" | ⬝ eher für "Aktive" |