Die ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für medizinische Diagnosen. Es dient also dazu, Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme nach einem internationalen Standard einzuschätzen. Die nachstehende Zahl gibt die jeweilige Ausgabe des Systems an. Voraussichtlich ab 2022 soll offiziell die ICD-11 gelten.
In der Bundesrepublik Deutschland sind gemäß § 295 (1) SGB V alle vertragsärztlich bzw. vertragspsychotherapeutisch tätigen Behandler verpflichtet, Diagnosen nach ICD-10 zu treffen. Genauer gesagt, gilt in Deutschland die ICD-10-GM. Der Anhang „GM“ kennzeichnet die Klassifikation als „German Modification“. Dies jeweilige deutsche Revision wird wiederum vom Deutschen Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) herausgegeben.
Das Klassifikationssystem ICD-10 ist hierarchisch aufgebaut und besteht aus insgesamt drei Bänden, nämlich einem systematischen Verzeichnis, einem Regelwerk und drittens einem alphabetischen Verzeichnis.
Inhaltlich gliedert sich die ICD-10 in eine allgemeine Systematik aus drei Stellen, zum Beispiel F51 für nichtorganische Schlafstörungen. Dabei kennzeichnet der Buchstabe an erster Stelle das jeweilige Krankheitskapitel. In diesem Fall steht „F“ für psychische und Verhaltensstörungen, während „G“ beispielsweise die Krankheiten des Nervensystems zusammenfasst.
Durch eine vierte Stelle wird ausführlicher zwischen zugehörigen Diagnosen differenziert, zum Beispiel F51.0 für nichtorganische Insomnie oder F51.1 für nichtorganische Hypersomnie bis hin zu F51.9 für eine nicht näher bezeichnete, nichtorganische Schlafstörung. - Jedoch kann es gelegentlich auch fünfstellige Schlüssel laut ICD-10 geben, wenn besondere Verfeinerungen der Diagnose möglich sind. Wie genau das breite Band der Krankheiten klassifiziert wird, variiert je nach Ausgabe der ICD. Insgesamt bildet die jeweils gültige ICD jedoch alle diagnosefähigen Krankheiten ab und bildet somit auch die Grundlage dafür, was überhaupt als Krankheit gelten kann. Eine der bekanntesten Änderungen ist die erst 1991 aus dem ICD-10 gestrichene Diagnose „Homosexualität“.
Neben umstrittenen Inhalten kritisieren Ärzte das Klassifikationssystem aber auch formal. Durch die lineare Gliederung sind im ICD beispielsweise unter „K“ alle Krankheiten des Verdauungsapparates zusammengefasst, obwohl diese in der Realität viele unterschiedliche Fachgruppen betreffen. Im Gegenzug fehlen dort andere wichtige Krankheiten, die wiederum nach Symptom zusammengefasst sind.
Zur jeweils getroffenen Diagnose können im ambulanten Bereich Zeichen ergänzt werden, die der Sicherheit oder der Lokalisation dienen. So kennzeichnet das Zeichen „A“ beispielsweise den Ausschluss der getroffenen Diagnose, während „G“ bedeutet, die Diagnose sei gesichert. Besteht lediglich ein Verdacht, wird dem Schlüssel gemäß ICD-10 ein „V“ nachgestellt. Außerdem gibt es das Zeichen „Z“ für den symptomfreien Endzustand nach einer Erkrankung laut ICD-10. Der Lokalisation dienen wiederum die Zeichen „R“, „L“ und „B“ für links, rechts oder beidseitige Verortung.