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Blog Post

Lektions fürs Leben: Romy über ihre COVID-Erkrankung

Sollte ich mich impfen lassen? Eine Patientin erzählt, wie ihr das Schicksal die Entscheidung auf dramatische Weise abnahm.

Foto von Romy für ZSG Chemnitz

Romy N. ist 62 Jahre, lebt in Chemnitz und hat in Sachen Corona eine ganz persönliche Geschichte zu erzählen: Noch ungeimpft erkrankte Sie dieses Frühjahr an COVID-19, infizierte ihren Ehemann schwer und wäre dabei beinah als Witwe zurückgeblieben. Im Geiste sah sie sich bereits unerträglichen Selbstvorwürfen ausgesetzt. So hat ihr das Schicksal auf die harte Tour beigebracht, dass geimpfte Personen nicht bloß sich selbst, sondern vor allem anderen gegenüber Verantwortung übernehmen.


Liebe Romy, die Gretchenfrage zuerst: Haben Sie sich gegen COVID-19 impfen lassen?


»Ja, aber zu spät. Ich stand auf einer Warteliste bei meinem Hausarzt für einen Impftermin am 20. April 2021. Zu dieser Zeit war es noch nicht möglich, sich einfach impfen zu lassen. Trotz großer Vorsicht habe ich mich dann am 10. April mit Corona infiziert. Mein Impftermin kam zu spät. Ich hatte eine unsägliche Wut auf die festgelegte Priorisierung und Terminvergabe. Ich hätte mich sehr gerne eher impfen lassen.«


Viele Menschen sehen das anders. Warum konnte es Ihnen nicht schnell genug gehen?


»Sogenannte "Impfskeptiker" oder "Coronaleugner" kann ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen nicht wirklich verstehen. In Bezug auf meinen schwer an COVID-19 erkrankten Ehemann habe ich mir ständig Vorwürfe gemacht, weil ich Ihn angesteckt hatte. Mit seinem Tod wäre ich seelisch und moralisch nicht klar gekommen. Und da auch ich diese Krankheit selber in voller Breite mit Luftnot und Lungenentzündung durchlebt habe, kann ich mich gut in die Menschen hineinversetzten, welche Corona in dieser Form und eventuell noch schlimmer hatten. Ich wünsche niemanden, meine Erfahrungen mit Corona zu erleben.«


Der Gedanke, Verantwortung für Ihre Mitmenschen zu übernehmen, ehrt Sie. Was wäre Ihr Appell an diejenigen von uns, die der Impfung bislang zögerlich gegenüberstehen?


»Menschen, welche immerhin nur zögerlich einer Impfung gegenüber stehen, würde ich zur Impfung raten. Die Impfung selber mit den möglichen Nebenwirkungen ist nichts gegenüber einer durchlebten Coronainfektion. Mein Mann und ich haben dem Tod mit viel Leid ins Auge schauen müssen.«


Es tut mir sehr Leid, was Sie erleben mussten. Wie gehen Sie damit um, dass einige Mitmenschen die Ihnen attestierte Erkrankung für erfunden halten?


»An dieser Stelle möchte ich nicht weiter auf die Langzeitfolgen einer Coronainfektion eingehen, mit welchen mein Mann und ich noch zu kämpfen haben, obwohl die Infektion bereits reichlich drei Monate zurückliegt. Auch möchte ich nicht weiter auf die wieder steigenden Infektionszahlen eingehen, welche ja für sich selbst sprechen. Doch an die Coronaleugner habe ich den Appell, sich nicht nur an kursierende Artikel im Netz zu halten, die jeder verfassen kann, sondern auch das persönliche Gespräch mit betroffenen Familienangehörigen, mit Freunden, Arbeitskollegen, mit Ärzten und Pflegekräften zu suchen, welche bereits Corona hatten oder täglich mit dem damit verbundenen Leid zu tun haben.«


Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich für Chemnitz und Sachsen für die Zukunft?


»Ich würde mir sehr wünschen, dass noch mehr Menschen sich impfen lassen und nicht nur an sich selbst und eventuelle Nebenwirkungen denken. Die Nebenwirkungen einer Impfung sind meiner Erfahrung nach in keinster Weise mit einer Coronainfektion zu vergleichen. Also bitte lassen sie sich impfen.«


Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Offenheit. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Mann alles Gute.


Das Interview führte Christoph Köhler, M.A für das ZSG Chemnitz am 11. August 2021.


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